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Sie finden hier eine Präsentation meiner aktuellen Keramiken und Skulpturen sowie allgemeine Informationen zur RAKU Technik und dem damit verbundenen ästhetischen Prinzip des WABI-SABI. Vielen Dank für Ihren Besuch und viel Spaß beim Surfen!

Wolfgang Seifarth

Werkstattstempel


Über Raku – Geschichte und Technik

Raku (japanisch RakuYaki) beschreibt ein seit dem 16. Jahrhundert bekanntes japanisches Töpferverfahren. Raku umfasst den gesamten Fertigungsprozess (Aufbereitung der Tonmasse, Formgebung und Brenntechnik) und ist auch Namen gebend für die resultierenden Keramiken (Raku-Keramik). Der Begriff „RAKU“ ist gleichbedeutend mit „Glück, stiller Freude und Wohlgefühl“ und gilt als tief in der Tradition des Zen-Buddhismus verwurzelt.

Die Ursprünge der japanischen Keramiktradition „RakuYaki“ gehen auf den Gründer Chojiro zurück, der als koreanisch-stämmiger Dachziegelmacher im Japan des 16. Jahrhunderts lebte und zusammen mit dem berühmten Tee-Zeremonienmeister Sen Rikyu handgeformte Teeschalen (Chawan) fertigte. Diese zeichneten sich durch schlichte und natürliche Schönheit aus und entsprachen dem Geist des Zen-Buddhismus und der damit assoziierten Teezeremonie.

Mit seinen Keramikgefäßen beeinflusste Sen Rikyu die japanische Teezeremonie, die bis dahin sehr prunkvoll und stark von der chinesischen Kultur geprägt war, entscheidend und gab ihr ihre heutige schlichte und würdige Form. Für seine Verdienste erfuhr Chojiro große Ehrungen und bekam das goldene Siegel mit dem Schriftzeichen „Raku“ verliehen, das seinen Nachfahren und damit der „Raku“-Töpferdynastie bis heute ihren Namen gab.

In den 1950er Jahren wurde Raku in den USA, später auch in Europa „salonfähig“. Der englische Töpfer Bernard Leach schildert in seinem 1940 erschienenen "Töpferbuch" zum ersten Mal die Grundzüge dieser japanischen Arbeitsweise. Seither wurde Raku für zahlreiche Keramiker in Europa zum ganzheitlichen Ausdrucksmittel, da es sehr archaisch ist und sich im Arbeitsprozess die wechselseitigen Abhängigkeiten der vier Grundelemente Erde, Feuer, Luft und Wasser unmittelbar erleben lassen.

Schneckenhauserosion

<<< Craquelé Muster an einem Raku-Gefäß

Das glasierte oder auch unglasierte Gefäß wird schnell - meist in einem kleinen primitiven Ofen mit Holz, Gas- oder Holzkohlefeuerung - auf ca. 1000 °C gebracht. Die dann rotglühenden Gefäße werden einzeln mit einer langen Zange aus dem Ofen entnommen und in einer Räuchertonne mit organischem Brenngut (Sägemehl, Laub oder Stroh) mehr oder weniger luftdicht eingebettet. Raku-Keramik ist relativ dickwandig und enthält in der groben Tonmasse Zusätze aus gebranntem Tonmehl (Schamotte), die ein Reißen der Stücke bei den dabei auftretenden Temperaturschocks verhindern. Der beim Räuchern entstehende Rauch (Kohlenstoff), der Sauerstoffmangel sowie die im organischen Material enthaltenen Mineralien reagieren chemisch mit dem Tonscherben und der Glasur. Blatt- und Stengelabdrücke hinterlassen manchmal in der noch weichen Glasur ihre Spuren. Durch die stark reduzierende Atmosphäre kann der noch weichen Glasur Sauerstoff entzogen werden, was ihre chemische Zusammensetzung verändert, z.B. aus Kupferoxid (grün) wird metallisches Kupfer (rot), und die Glasurfarbe ändert sich entsprechend. Kohlenstoff (schwarz) dringt durch Haarrisse (Craquelé) und lagert sich im Tonscherben ein.

Da sich Brennverlauf und Ofenatmosphäre beim Rakubrand nur bedingt steuern lassen, wird jedes Stück zu einem unnachahmlichen Unikat. Raku ist somit eine Keramik-Kunst, die sich direkt mit den Naturelementen und dem Zufall auseinandersetzt. Hier gilt nicht „Rosenthal-Perfektion“ oder absolute Tauglichkeit, die von einer perfekten Funktionalität gefordert wird. Hier steht zuerst die eigenartige Unvollkommenheit (Wabi-Sabi) im Vordergrund, die durch die Sprache des Materials entsteht. Die bei Kennern so geschätzte Besonderheit dieser Keramik liegt somit in der Ästhetik der schlichten Formen, der speziellen Glasureffekte mit ihren typischen schwarzen Haarrissen, die jedes Stück einzigartig und unverwechselbar machen.


Quellennachweis:

http://www.teeweg.de/de/dogu/raku/index.html

Bernhard Leach, Das Töpferbuch, Verlag Hörnemann, Bonn ISBN 3-87384-406-0

Steven Branfman, Raku – Ein praktischer Weg, Verlag Hanusch, Koblenz ISBN 3-936489-00-9

Tim Andrews, Raku, A & C Black, London ISBN 0-87349-910-7



Wabi-Sabi – eine Lebensanschauung

Wabi-Sabi ist ein ästhetisches Konzept, das ähnlich dem Raku seine Wurzeln in Japan und im Zen Buddhismus hat. Es ist keine Kunstrichtung, sondern steht für eine innere Einstellung zu allem, was uns umgibt. Es ist die Art und Weise, Dinge in ihrer Unvollkommenheit, Unbeständigkeit und Unvollständigkeit wahrzunehmen, sie in ihrem So-Sein zu akzeptieren und gleichermaßen zu schätzen. Dinge, die Wabi-Sabi Qualität besitzen, äußern sich in einer großen Freiheit an Formen, sublimen Farben und in formaler Einfachheit. Sie sind unprätentiös und unanmaßend, dennoch besitzen sie Präsenz und eine stille Autorität. Sie beschreiben die Vergänglichkeit des Seins, eine existentielle Einsamkeit und wehmütige Traurigkeit, kurz: die Essenz des ZEN.

Wabi-Sabi ist der Antipol zum dominierenden Trend der heutigen Gesellschaft, die sich durch Streben nach Macht, Erfolg, Autorität, Engagement, und Kontrolle auf allen Ebenen auszeichnet. Kennzeichen des Wabi-Sabi sind hingegen Asymmetrie, Schlichtheit, Entsagung, Bescheidenheit, Natürlichkeit, und Zurückhaltung. Dies ist in der ästhetischen Schönheit des Benutzten, Erodierten, Abgenutzten in der Natur, im Kleinen und Alltäglichen zu finden.

Nach Andrew Juniper beherbergt ein Objekt oder ein Ausdruck Wabi-Sabi Qualität, wenn es „.....in uns ein Gefühl der tiefen Melancholie und eines spirituellen Sehnens hervorruft“.

Nach Richard R. Powell ist Wabi-Sabi in allem, was authentisch ist, da es nur drei schlichte Wahrheiten ausdrückt:

„Nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt.“

Im kreativ-künstlerischen Prozess lädt Wabi-Sabi ein, kleine Dinge zu entdecken und die Harmonie des Unscheinbaren in der Natur zu erspüren. Nicht-Perfektion bekommt eine neue Bedeutung und kann zur Grundlage eines neuen Schönheitsideals von individuellen Lösungen und organischen Formen werden. Mit meiner Annäherung an Wabi-Sabi versuche ich, die subtile Schönheit, die in vielen banalen, vergänglichen und unvollkommenen Dingen und Existenzen wohnt, auf den keramischen Prozess zu übertragen. Die dabei entstehenden Formen, Strukturen und Farben stellen für mich weitere Anreize für die experimentelle Umsetzung von Wabi-Sabi in eine „geplant-zufällige“ keramische Formensprache dar.

          Erosion eines Schneckenhauses als Ausdruck der Vergänglichkeit >>>


Quellennachweis:

https://de.wikipedia.org/wiki/Wabi-Sabi

Richard R. Powell, Wabi Sabi Simple. Adams Media 2004, ISBN 1-59337-178-0.